Linktipp: Blitzschuh an der Kamera locker?
Sie lesen hier einen persönlichen Erfahrungsbericht, keine technische Abhandlung. Zu den Funktionsweisen Ihrer Kamera und Ihres Blitzgerätes lesen Sie bitte die mitgelieferten Handbücher. Der vorliegende Text erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Spezieller Dank ergeht an dieser Stelle an Jürgen Denter von der Canon academy, der mit seinen Ideen, Rat und Tat stets hilfreich zur Seite stand.
Vorbemerkungen
Zugegeben, ich war früher auch ein verhaltener “Blitzer”. Man sah meinen geblitzten Bildern stets an, dass die Motive unnatürlich und unzureichend ausgeleuchtet waren. “Totblitzen” nannten wir das. Um das zu vermeiden, blieb das Blitzgerät eben in der Fototasche und kam nur wirklich zum Einsatz, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft waren. Am beliebtesten in geschlossenen Räumen war (und ist es manchem sicher auch noch heute) das indirekte Blitzen, meist an eine helle Zimmerdecke. Das Licht wird so recht weich von der Zimmerdecke reflektiert und fällt von oben auf das Motiv herab. Dies entspricht in etwa unserem gewohnten Sehen, denn am Tage draußen kommt das Licht zunächst auch von oben. Schwieriger wurde es da schon, wenn die Decke zu hoch, zu dunkel oder farbig war.
Dieser Bericht soll Ihnen zeigen, dass man durch den bewussten und richtigen Einsatz seines Blitzgerätes an einer EOS dank E-TTL (II) hervorragende Blitzergebnisse erzielen kann. Machen Sie endlich Schluss mit langweiligen Blitzbildern! Tauchen Sie ein in die kreative Welt der künstlichen (kompakten) Lichtführung.
Zur Vertiefung und praktischen Übung empfehlen wir die Workshops der Canon academy.
Blitzen im “P-Modus”…P steht für Programmautomatik
Die Programmautomatik polarisiert wohl die Anwender am stärksten. Auf der einen Seite ist die Einstellung “P” (bzw. das grüne Viereck für Programmvollautomatik) des Hobbyknipsers liebste Einstellung an der Kamera und wohl auch dadurch auf der anderen Seite vom “Profi” absolut verpöhnt und gemieden. Dabei macht die Programmautomatik durchaus Sinn und sollte keinem zum Tabu werden, denn sie ist einzig darauf ausgerichtet, Fehler, die durch Unkenntnis des Fotografen entstehen können, nicht zuzulassen. In nahezu allen Situationen wird die Programmautomatik dafür sorgen (im Rahmen der machbaren Möglichkeiten), dass dem Fotografen korrekte Belichtungen gelingen. Das gilt natürlich genau so für Blitzaufnahmen! Allerdings erkauft man sich diese “automatische Absicherung” mit kreativen Einschränkungen, das muss man wissen.
Einen besonderen Schutz bei Blitzaufnahmen bietet die Programmautomatik, um beispielsweise Überlichtungen oder Verwacklungen auszuschließen. Es wird z.B. durch automatisches Abblenden vermieden, dass bei hellen Motiven die zulässige Blitzsynchronzeit unterschritten wird (meist 1/250 Sekunde), siehe hierzu auch den Punkt “Highspeedsynchronisation”. Genauso sorgt aber “P” auch dafür, dass bei schlechten Lichtverhältnissen Aufnahmen aus der freien Hand noch gelingen, in dem die längste automatisch eingestellte Belichtungszeit 1/60 Sekunde nicht überschreitet.
Wenn das Umgebungslicht nun geringer ist als EV 10 (1/60 sec. f4.0), dann wird die Programmautomatik den Blitz als Hauptlichtquelle verwenden, das heißt, die Blitzintensität wird so reguliert, dass auch ohne Rücksichtnahme auf das Umgebungslicht das Motiv ausreichend beleuchtet wird. Das bedeutet aber auch, je dunkler das Umgebungslicht ist, je stärker muss der Blitz zu Werke gehen. Das Verhältnis Umgebungslicht / Blitzlicht kippt in solchen Situationen in eine unnatürliche Betrachtungsempfindung. Das Ergebnis wird ein Bild sein, auf dem der angeblitzte Vordergrund hell dargestellt und der Hintergrund (den der Blitz nicht mehr ausleuchten kann) entsprechend zu dunkel ist. Solche “kaputt geblitzten” Bilder, die obendrein noch durch starke Schlagschatten gekennzeichnet sein können, kennen wir alle aus unzähligen Fotoalben, in denen Jahr für Jahr “Tante Friedas Geburtstagsfeier” archiviert wird.
Ist die Umgebungsbeleuchtung allerdings stärker als EV 10, dann steuert die Programmautomatik den Blitz immer mehr so, dass er sich ganz zart als Aufhellblitz in das Umgebungslicht einbetten kann. Schattenpartien werden aufgehellt und Objekte, die im Gegenlicht stehen, korrekt beleuchtet.
Blitzen in “P” empfehle ich grundsätzlich, wenn die Gefahr einfach zu groß ist, dass durch kleinste Unachtsamkeiten wichtige Bilder verdorben werden könnten. Es macht die höchste Kreativität keinen Sinn, wenn die Bildergebnisse am Ende unbrauchbar sind.